Gravierende Schwachstelle in Remagen

RRX
Soll zwischen Remagen und Koblenz Hbf nur noch einteilig fahren: Der RRX.

Foto: Kom­pe­tenz­cen­ter Mar­ke­ting NRW (KCM)

RRX mit gravierender Schwachstelle im Bahnhof Remagen

Dezember 2018: In Zukunft soll der am linken Rhein verkehrende RE 5 im Rahmen des „Rhein-Ruhr-Express“ als RRX 6 von Koblenz nach Minden fahren. Der Betreiberwechsel im kommenden Juni ist lediglich der Beginn des Vorlaufbetriebes, die Linienbezeichnung RE 5 und der bisherige Endpunkt Wesel bleiben also vorerst bestehen.

Zum kleinen Fahrplanwechsel am 9. Juni 2019 findet auf der Linie RE 5 ein Wechsel von DB Regio zu „National Express“ unter Austausch des Fahrzeugparks statt. Der neue Betreiber setzt fortan moderne Doppelstock-triebzüge ein, die sich vor allem durch eine wesentlich bessere Beschleunigung und die Möglichkeit der optionalen Aufstockung der Zuglänge auszeichnen.

Für den Betrieb der Linie RE 5 würden regulär zwölf gleichzeitig im Umlauf befindliche Zugeinheiten benötigt, von denen je zwei Stück gekoppelt fahren. Durch die hier kritisierte Maßnahme reduziert sich der Bedarf um ein Fahrzeug auf elf Einheiten.

Zugteilung in Remagen
Mit Einsatz der neuen Fahrzeuge soll im Bahnhof Remagen dann auch beim RE 5 eine Zugstärkung bzw. -schwächung nach Vorbild der Mittelrheinbahn (RB 26) eingeführt werden. Grund hierfür ist, dass auf dem Endabschnitt Remagen – Koblenz Hbf ein Triebfahrzeug eingespart werden soll, da dies in diesem Bereich meist zur Bedarfsdeckung genügt und so von Seiten des Landes RLP (SPNV Nord) die Kosten eines ganzen Fahrzeuges eingespart werden können.

Bereits hier ist anzumerken, dass bei der MRB selbst nach zehn Jahren noch regelmäßig große Verwirrung unter den Reisenden herrscht, da diese oft nicht wissen, in welchem Zugteil sie sich eigentlich befinden und hektisch versuchen, in Remagen in den anderen Zugteil zu wechseln, der nach Koblenz weiterfährt.

Beim RRX wird die vorgesehen Standzeit vor dem Rangieren sogar noch auf zwei Minuten in Richtung Koblenz reduziert, weshalb davon auszugehen ist, dass viele, insbesondere ältere oder weniger mobile Fahrgäste, aus dem hinteren Zugteil nicht mehr rechtzeitig in den vorderen Zugteil Richtung Koblenz wechseln können.

Rangieren im Bahnhof Remagen
Die für das Teilen notwendigen Rangiervorgänge brauchen Zeit. Es ist genau die Zeit, die durch die moderneren und schneller beschleunigenden Fahrzeuge erst verfügbar wird. In Richtung Köln steht der RE 5 zukünftig vier Minuten im Bahnhof Remagen herum.

Das Umsetzen des abgetrennten Zugteils auf den entgegenkommenden RE 5 im Bahnhof Remagen erfordert einen aufwändigen Rangiervorgang in zwei Schritten, bei dem sämtliche Hauptgleise berührt werden  (siehe Zeichnung links).

Unmittelbare Voraussetzung zum Rangieren ist also die Freihaltung sämtlicher Hauptgleise von anderen Zügen des Nah-, Fern- und Güterverkehrs. Außerhalb eines idealen Betriebszustandes führt dies daher unweigerlich zur Behinderung von anderen Zügen auf der ohnehin bereits überlasteten linken Rheinstecke oder eben zur Verzögerung des eigentlichen Rangierens.

Die DB Netz AG spricht selbst von „hohem Konfliktpotenzial“, das aus dem Stärken / Schwächen für den gesamten Zugverkehr am linken Rhein resultiere. Wider besseres Wissen wird also ein Konzept geplant, das weitere Belastungen für die bereits stark geplagten Bahnnutzer zwischen Wesel und Koblenz bringen wird. Belastungen, die bei Bestellung eines weiteren Fahrzeugs unnötig würden. Denn dann könnte man auf diese ganzen Warte- und Rangiervorgänge zugunsten eines reibungslos stattfindenden Verkehrs im Bahnhof Remagen und damit auf der ganzen linken Rheinschiene verzichten.

Risiko - Halbe Kapazität oder Folgeverspätung in Richtung Wesel
Unter planmäßigem Betriebsablauf liegen im Bahnhof Remagen 30 Minuten zwischen Ankunft und Abfahrt des umzusetzenden RE 5-Zugteils. Bereits heute ist der RE 5 aber in der Hauptverkehrszeit häufig deutlich über zehn  Minuten verspätet. Eine verspätete Ankunft in Remagen macht allerdings zusammen mit dem zeitraubenden Rangieren eine pünktliche Ausfahrt in Richtung Köln ab Juni 2019 unmöglich.

Wenn ein RE 5 aus Wesel also zu spät in Remagen ankommt, muss der Gegenzug in Richtung Köln in solchen Fällen entweder im Bahnhof Remagen warten, bis das Rangieren beendet ist, oder mit nur einem Zugteil und halber Platzkapazität seine Fahrt in Richtung NRW über Bonn, Köln und Düsseldorf aufnehmen.

In beiden Fällen sind die Folgen für die Fahrgäste unzumutbar und das Gegenteil dessen, was moderner ÖPNV sein will und kann, wenn nicht an der falschen Stelle gespart wird.

Bereits die Erfahrungen mit der lediglich bis Köln fahrenden RB 26 sollten zeigen, dass das rein aus Kostengründen motivierte Rangieren in Remagen zu erheblichen Beeinträchtigungen führen kann. Im Gegensatz zur RB 26 fährt der RE 5 aber über Köln weiter durch den Ballungsraum um Düsseldorf und Duisburg, im Zielfahrplan später dann sogar noch über Dortmund weiter nach Minden.

Hohe Kosten im Bahnhof Remagen für Umbau und Rangieren
Um das beschriebene Rangiervorhaben erst zu ermöglichen, werden im Frühjahr 2019 im Bahnhof Remagen zwei neue Weichenverbindungen geschaffen. Die Kosten hierfür sollen sich auf 5 Mio. Euro belaufen. Auch die betriebliche Umsetzung des Stärkens und Schwächens im Bahnhof Remagen wird fortlaufend Kosten verursachen, da örtliches Personal bereitstehen muss, um die Rangiervorgänge durchzuführen.

Diese Kosten schaffen keinerlei Mehrwert, sondern dienen lediglich zur Umsetzung einer risikoanfälligen und stabilitätsmindernden Maßnahme. Wenn man stattdessen eine weitere Zugeinheit finanzieren würde, wäre dies vor diesem Hintergrund eine deutlich sinnvollere Investition.

Fazit
Der RRX ist ein wichtiger Schritt, um vor allem in NRW mehr Pendler zum Umstieg auf umweltfreundlichere Verkehrsmittel zu bewegen. Für die Menschen im nördlichen Rheinland-Pfalz bedeutet er eine zentrale, in seiner Bedeutung für den Anschluss in die Metropolregion Bonn/Köln/Düsseldorf nicht hoch genug einzuschätzende Reisemöglichkeit.

Durch das Stärken und Schwächen in Remagen wird dem Milliardenprojekt RRX von Beginn an eine Schwachstelle angeheftet, die die Akzeptanz unter Fahrgästen sowohl in Rheinland-Pfalz wie auch in Nordrhein-Westfalen auf eine harte Probe stellen wird. Und das besonders in der empfindlichen Anfangsphase.

Die hier skizzierte Planung wird zu völlig inakzeptablen Verspätungen und Reibungsverlusten auf einer ohnehin problematischen Strecke führen.

Wir stellen daher die Forderung an das Land Rheinland-Pfalz, einen weiteren RRX-Zugteil anzuschaffen, wodurch es möglich wird, auf das Rangieren im Bahnhof Remagen vollständig zu verzichten.

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